Nirgendwo wird das autonome Fahren so wichtig wie im Stadtverkehr. Bereits 2030 werden zwei Drittel aller Menschen in Städten leben – und fahren. Durch autonome Mobilität könnten 60 Prozent weniger Autos in den Städten unterwegs sein und 90 Prozent weniger Unfälle sowie eine um 80 Prozent geringere Luftverschmutzung verursachen.
Das belegt der gemeinsame Report «Self-Driving Vehicles, Robo-Taxis, and the Urban Mobility Revolution» der Boston Consulting Group (BCG) und des World Economic Forum. Der Report zeigt auch, was jetzt auf die Städte zukommt
«Neue Mobilitätsangebote, digitale Infrastruktur und vor allem der Datenschutz sind die zentralen Themen, die die Städte anpacken müssen, damit ihnen der Sprung ins selbstfahrende Zeitalter gelingt», sagt Nikolaus Lang, Senior Partner und Automobilexperte bei BCG.
Für den Report wurden über 5.500 Konsumenten in mehr als 27 Städten sowie 25 Politiker aus 12 Städten befragt.
Der urbane Mobilitätswandel hat bereits begonnen: So plant Singapur die weltweit erste vollautonome Taxiflotte, Dubai erwartet, dass bis 2030 ein Viertel aller Fahrzeuge in der Stadt vernetzt und autonom fahren werden, Göteborg will im kommenden Jahr autonome Pilotfahrzeuge auf seiner Ringstraße fahren lassen. Auch in Deutschland startet bald die Versuchsphase im städtischen Raum: In Karlsruhe sollen nächstes Jahr die ersten Spezialfahrzeuge in der Stadt
getestet werden. Die Hoffnung der Städte: weniger Staus, Unfälle und Luft- verschmutzung.
Datenschutz ist zentrale Herausforderung
«Bevor Städte vom autonomen Fahren profitieren können, müssen sie ein tragfähiges Mobilitätskonzept erarbeiten, das festlegt, welche Mobilitätsangebote das Stadtbild prägen und wem sie gehören sollen: hauptsächlich Privatwagen oder doch Robo-Taxis und Sharing-Fahrzeuge externer Anbieter oder in öffent- licher Hand?», sagt Nikolaus Lang.
Gleichzeitig haben sie die Chance, sich durch neue Mobilitätsangebote andere Einnahmequellen zu erschließen. «Eine der wichtigsten Herausforderungen der Städte ist aber die Antwort auf die Frage, wem die wertvollen Daten gehören, die das autonome Fahren in den Städten erzeugt: den Fahrern, der Stadt – oder sogar Drittanbietern. Mit dem Schutz privater Informationen übernehmen Städte eine enorme Verantwortung», prognostiziert Nikolaus Lang.
Weltweite Akzeptanz vergleichsweise hoch
Die Akzeptanz selbstfahrender Autos unter den Fahrern ist hoch. BCG und das World Economic Forum haben in der mit 5.500 Befragten aus zehn Ländern bisher größten Verbraucherumfrage ermittelt, dass 58 Prozent der Befragten weltweit ein autonomes Fahrzeug nutzen würden.
Eine weitere, kurzfristige Befragung von BCG aus dem Juli 2016 unter 1.500 Verbrauchern in Deutschland, den USA und China zeigt, dass die Einschät- zungen auch von aktuellen Debatten um die Sicherheit der Technologie weitgehend unbeeinflusst bleiben. In Amerika würden nach wie vor 48 Prozent einen vollautonomen Wagen fahren (im Vorjahr 53 Prozent), in China 81 Prozent (Vorjahr 75 Prozent). Deutsche Verbraucher sind 2016 hingegen etwas zurückhaltender. Nach wie vor sind mehr als die Hälfte (53 Prozent) aller Befragten offen für einen teilautonomen Wagen; im Vorjahr waren es 61 Prozent. In einem vollautonomen Fahrzeug würden immerhin noch 41 Prozent fahren; im Vorjahr waren es 44 Prozent.
«Jetzt kommt es darauf an, sowohl Risiken als auch Chancen des autonomen Fahrens für die Konsumenten transparenter zu machen. Dies kann unter anderem durch konkrete Pilotprojekte in Städten geschehen», sagt Nikolaus Lang.
Quelle: Boston Consulting Group (BCG)