Der Schweizer Stiftungsreport 2017 erscheint jährlich in deutscher, französischer und als Kurzversion in englischer Sprache. Er wird vom Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel, von SwissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, und dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich herausgegeben. Ende 2016 zählte der Schweizer Stiftungssektor 13’172 gemeinnützige Stiftungen. Mit 349 neuen Stiftungen führt der Sektor sein Wachstum fort und gehört weiterhin zur europäischen Spitze. Dies weist der Schweizer Stiftungsreport 2017 aus, gestützt auf Daten des Center for Philanthropy Studies der Universität Basel.
Graphik: Courtesy Center for Philanthropy Studies CEPS Basel
Die 349 im Jahr 2016 neu eingetragenen Stiftungen entsprechen dem Wachstum des Sektors der vergangenen Jahre. Die Zahl von 168 Liquidationen ist immer noch hoch. Die Welle an Liquidationen infolge ausbleibender Zinserträge scheint aber abzuebben. Die Kantone Zürich (2262) und Waadt (1413) wiesen die höchsten Stiftungszahlen aus, während die Kantone Uri (46) und Appenzell‐Innerrhoden (32) als Schlusslichter rangieren. Mit 48 neuen Stiftungen wird das Feld vom Kanton Genf angeführt, der seine Führung auch beim Netto‐Wachstum mit 40 Stiftungen behauptet.
Höchste Stiftungsdichte in Basel-Stadt
Während die Zahl von Neugründungen im Kanton Zürich um ein Drittel zurückgegangen ist, verzeichnete Basel‐Stadt zweimal mehr Neugründungen im Vergleich zum Jahr 2015 und bleibt mit 46 Stiftungen pro 10’000 Einwohner Spitzenreiter bei der Stiftungsdichte. Die geringsten Stiftungsdichten weisen die Kantone Thurgau und Aargau auf mit 9,1 respektive 7,3 Stiftungen pro 10’000 Einwohner. Mit einer Durchschnittsdichte von 15,8 Stiftungen gehört der Stiftungsplatz Schweiz weiterhin zur europäischen Spitze, gleich hinter Liechtenstein und Ungarn.
Freiwilliges Engagement treibt die Stiftungsbranche an
Der Stiftungssektor wird in weiten Teilen von freiwilligem Engagement getragen. In den Stiftungsräten engagieren sich insgesamt 62’201 Personen, davon haben 3868 zwei Stiftungsratsmandate und 1352 mehr als zwei. Lediglich 12,7% der Stiftungen verfügen über eine separat angestellte Geschäftsführung. Beim Gros der Stiftungen (11’491 Stiftungen) wird dagegen angenommen, dass sie ehrenamtlich geführt sind. Das macht deutlich, dass der Engpass für Stiftungen in Zukunft wohl weniger bei den finanziellen Erträgen liegen wird als vielmehr in der Suche nach geeigneten Personen für den Stiftungsrat.
Der Report zeigt ausserdem auf, dass sich die primären Handlungsfelder von Stiftungen mit jenen der öffentlichen Hand überschneiden. Es sind dies die drei grossen Bereiche Kultur und Freizeit, Sozialwesen sowie Bildung und Forschung. Obwohl Stifterinnen und Stifter in der Wahl ihres Stiftungszwecks frei sind, richten sie sich massgeblich an bestehenden gesellschaftlichen Problemen aus.
Der Stiftungsplatz Romandie blüht auf
Der Schweizer Stiftungsreport 2017 enthält einen Regionenfokus, der sich eingehend mit dem Stiftungsplatz Romandie auseinandersetzt. Die 13,4 Mrd. Franken Stiftungsvermögen der Stiftungen unter kantonaler Aufsicht in den Kantonen Freiburg, Genf, Neuenburg, Jura und Waadt zeigen das grosse Potenzial der Stiftungen in dieser Region auf. Mit 18,9 Stiftungen auf 10’000 Einwohner liegt die Romandie über dem schweizerischen Durchschnitt. Bis vor wenigen Jahren hatte die Region aber eher einen stiftungsunfreundlichen Ruf.
Prof. Dr. Georg Schnurbein, Professor für Stiftungsmanagement an der Universität Basel, spricht von einer Dynamisierung des Stiftungssektors in der Romandie: «Der Aufbruch des Sektors lässt sich mit dem Stichwort Kooperation erklären. Einerseits haben sich die Beziehungen zwischen den Stiftungen und den Behörden merklich verbessert. Andererseits wurden auch die Netzwerke zwischen den Stiftungen in den letzten Jahren stark vorangetrieben.»
Genf birgt die höchste Dynamik und profitiert dabei von seiner internationalen Bedeutung. Auch weist der Kanton Genf eine in den letzten Jahren vorangetriebene Stärkung der Zusammenarbeit von Staat und Stiftungen auf. Anhand eines Flüchtlingsprojekts zeigen sich zusätzlich die Möglichkeiten von Kooperationen innerhalb des Sektors und damit auch das Brückenbauerpotential von Stiftungen in der Gesellschaft.
Weitere Auskünfte
Prof. Dr. Georg von Schnurbein, Universität Basel, Center for Philanthropy Studies CEPS
Quelle: Universität Basel // 15. Mai 2017
https://ceps.unibas.ch/publikationen/ceps-forschung-und-praxis/