Innovation in der Schweiz: Förderung des Austauschs zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft

Im Rahmen des Projekts Inno-Futures haben die Universitäten Bern und Neuenburg, inspiriert von Open-Source-Software und Creative-Commons-Lizenzen (CC), eine nationale Politik der innovativen Allmende entwickelt. Durch Wissensaustausch sollen kreative Ideen in Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft ausfindig gemacht und verwirklicht werden. In einem ersten Schritt wurde nun eine Internetplattform lanciert.

«In der Schweizer Innovationspolitik muss der Austausch zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft gefördert werden»,

sagt Tina Haisch vom Zentrum für Regionalentwicklung (CRED) und dem Geographischen Institut der Universität Bern, jetzt an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die technologischen Entwicklungen schreiten immer schneller voran, Weltwirtschaftskrisen ziehen neue Ungleichheiten nach sich. Die Digitalisierung der Wirtschaft bedroht traditionelle Arbeitsplätze, und die Umweltproblematik erfordert eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen. Die grosse Unsicherheit in Wirtschaft und Gesellschaft birgt zahlreiche Herausforderungen und komplexe Fragestellungen. In diesem Kontext wird die Steigerung der Innovationsfähigkeit politisch immer wichtiger.

In verschiedenen Bereichen des staatlichen Handelns lässt sich bereits eine «Innovatisierung» beobachten, zum Beispiel in der Forschungs-, Industrie-, Tourismus-, Energie- und Landwirtschaftspolitik. Diese Innovationspolitiken haben jedoch ihre Grenzen, wie Tina Haisch zusammen mit Hugues Jeannerat vom Institut für Soziologie der Universität Neuenburg aufzeigt.

Komplexe Herausforderungen erfordern einen Paradigmenwechsel

Laut den Forschenden greifen die bestehenden Paradigmen von Innovation und die Umsetzung in sektoralen Innovationspolitiken oftmals zu kurz. Zudem komme der wirtschaftliche Gewinn mancher Schweizer Innovationen nicht der Schweiz zugute. Das Team um Haisch und Jeannerat führte zahlreiche Gespräche und organisierte Workshops mit den verschiedenen Akteuren der Innovation sowie Schweizer und internationalen Expertengruppen. Auf dieser Basis entwickelten sie eine neue Schweizer Innovationspolitik: Die Politik der innovativen Allmende.

Diese Politik bringt die Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft näher zusammen, um die aktuellen Herausforderungen auf innovative Weise zu meistern. Die Lösungen sind jedoch keine Produkte, sondern gemeinschaftliche Ressourcen, welche die Akteure des Schweizerischen Innovationssystems allen anderen Beteiligten zur Verfügung stellen. Dafür wurde die Plattform www.innovative-allmende.ch geschaffen.

Inspiriert von aktuellen Beispielen wie den Creative-Commons-Lizenzen oder der Entwicklung von Open-Source-Software (z. B. Linux), soll die Politik der innovativen Allmende die Rahmenbedingungen für innovative gemeinschaftliche Ressourcen schaffen, erhalten und weiterentwickeln.

Sie hat folgende Ziele:

  • Innovation als Treiber verstehen für die Entwicklung und Regeneration strategischer gemeinschaftlicher Ressourcen (Wissen, Kultur, Natur, Landschaft, Energie etc.)
  • Bei der Entwicklung, Anwendung und Regeneration dieser Ressourcen ergänzen sich Unternehmen, Forschung, Politik und Zivilgesellschaft gegenseitig und teilen die Verantwortung. Diese Dynamik gilt es zu fördern.
  • Die Entwicklung, Anwendung und Wertschöpfung von Innovationen im regionalen Kontext verankern.
  • Teilnahme der Zivilgesellschaft am Innovationsprozess sicherstellen.
  • Verlust gemeinschaftlicher Ressourcen und externe Wertabschöpfung vermeiden.
  • Nachhaltige Wohlfahrt für alle sichern.

Label «Swiss Innovated» und regionale Verankerung

Die Forschenden um Haisch und Jeannerat regen zudem an, ein Label «Swiss Innovated» zu schaffen, das die internationale Anerkennung von Schweizer Innovationen ermöglicht. «Mit diesem Label soll die Anerkennung der Schweizer innovativen Allmende begünstigt und der Ruf der Schweiz als Innovationsmeisterin bestärkt werden», sagt Hugues Jeannerat. Alle Akteure und alle Formen von Innovation (technologische, wirtschaftliche und soziale) sollen so offiziell anerkannt und gefördert werden. Das Label würde damit zur Weiterentwicklung der Schweiz beitragen und das Bild einer innovativen Schweiz stärken, die sowohl für Unternehmen als auch die Bevölkerung attraktiv ist.

Die Forschenden sind überzeugt, dass eine Wirtschaft der Lösungen, ermutigt durch eine Politik der innovativen Allmende, deutlich weiter greift als der reine Technologietransfer. Sie ist im jeweiligen Kontext – Produktion, Konsum und Lebensbedingungen – fest verankert. Die Städte und Regionen sind soziale Experimentierräume, die es zu fördern gelte, um Konsumentinnen und Konsumenten an der Ausarbeitung und Bewertung neuer Formen sozialer Innovation und kollaborativen Wirtschaftens zu beteiligen.

Das Projekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt.
Principal investigators: Olivier Crevoisier, Institut für Soziologie, Universität Neuenburg und Heike Mayer, Zentrum für Regionalentwicklung (CRED) und Geographisches Institut der Universität Bern.

Kontaktpersonen
Dr. Tina Haisch
Zentrum für Regionalentwicklung (CRED) und Geographisches Institut der Universität Bern (aktuell Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Wirtschaft, Basel)

Dr. Hugues Jeannerat
Institut für Soziologie, Universität Neuenburg

Text: Universität Bern // 3. Juli 2017
http://www.unibe.ch/