Nach Jahren des Umbruchs infolge der Unternehmenssteuerreform zeigt sich das Standortqualitätsranking 2022 erneut stabil. Der Kanton Zug behält die Spitzenposition vor Basel-Stadt, Zürich und Genf. Den grössten Rangverlust erleidet der Kanton Aargau mit zwei Plätzen – er liegt neu knapp hinter Nidwalden und Schwyz auf Rang 7. Gemäss den Credit Suisse Ökonomen haben insbesondere die Kantone Schaffhausen und Wallis an Attraktivität gewonnen und sind je einen Rang vorgerückt.
Im Kantonsranking 2022 sind die Spitzenplätze unverändert: Zug liegt auf dem ersten Rang, gefolgt vom Kanton Basel-Stadt (vgl. Abb.). Beide Kantone weisen eine vorteilhafte Kombination von Attraktivitätsfaktoren auf. Mit einigem Abstand folgen die Kantone Zürich und Genf. Bei den weiteren Kantonen mit ebenfalls klar überdurchschnittlichen Resultaten kommt es zu Verschiebungen: Nidwalden und Schwyz verbessern sich und verweisen den Kanton Aargau auf Rang 7. Im vom Kanton Luzern angeführten Mittelfeld verweist der Kanton Schaffhausen den Kanton Thurgau auf den 10. Rang. Dies insbesondere dank einer Steuersenkung für natürliche Personen, aber auch dank leichten Optimierungen bei den Erreichbarkeitsindikatoren. Der Kanton Obwalden verbessert sich bei den Bildungsindikatoren sowie bei der Erreichbarkeit und verzeichnet mit zwei Plätzen den grössten Ranggewinn. Am Ende der Rangliste kommt es nach zwei Jahren wieder zu einem Rangabtausch: Der Kanton Wallis reduziert die Unternehmenssteuern etwas stärker als der Kanton Jura und verweist letzteren nach zwei Jahren wiederum auf den letzten Platz.
Steuerbelastung: Wallis, Jura und Schaffhausen steuerlich leicht attraktiver
Die Steuerpolitik lässt sich im Vergleich zur Verfügbarkeit adäquat qualifizierter Arbeitskräfte sowie der Erreichbarkeit eines Standorts schneller anpassen. Auch dieses Jahr sind die wesentlichen Änderungen im Standortqualitätsranking auf die Steuerpolitik zurückzuführen. Bei den natürlichen Personen reduzierte der Kanton Schaffhausen die Steuern deutlich, womit er sich im Credit Suisse Steuerindex für natürliche Personen um sechs Plätze verbesserte. Nennenswert ist der Kanton Schwyz, der durch eine deutliche Senkung des Kantonssteuerfusses von 150 auf 120 für natürliche Personen ebenfalls attraktiver wurde und den Abstand zum erstplatzierten Kanton Zug verringert hat. Im Rahmen der Unternehmenssteuerreform (Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung [STAF]) haben zudem auch dieses Jahr nochmals vereinzelte Kantone die Unternehmenssteuern reduziert. Die grössten Reduktionen verzeichnen die Kantone Wallis und Jura, die im Steuerindex für juristische Personen, der auf der Steuerbelastung von Unternehmen mit unterschiedlichen Gewinnsituationen in allen Schweizer Gemeinden basiert, um je einen Platz auf die Ränge 20 und 22 vorrücken. Andere Kantone bleiben aber steuerlich attraktiver: Die Spitzenplätze nehmen unverändert der Kanton Nidwalden auf Rang 1, knapp gefolgt von Zug und Appenzell Innerrhoden, ein. Die interkantonalen Unterschiede haben über die letzten Jahre abgenommen – und damit auch der relative Vorteil tiefer Unternehmenssteuern. Einige Kantone senken ihre Unternehmenssteuern schrittweise über mehrere Jahre. Die Ökonomen der Credit Suisse gehen davon aus, dass bis 2025 noch einige Senkungen zu erwarten sind, insbesondere in den Kantonen Basel-Landschaft und Tessin.
Anteil der Hochqualifizierten steigt in der Deutschschweiz am deutlichsten
Sowohl beim Indikator der Verfügbarkeit von Fachkräften als auch bei der Verfügbarkeit von Hochqualifizierten ist bei allen Kantonen eine positive Entwicklung erkennbar. Der Anteil der Personen mit mindestens einem Abschluss auf Sekundarstufe II hat sich in den Kantonen Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Glarus, Freiburg, Wallis und Jura im Vergleich zum Vorjahr um jeweils zwei Prozentpunkte und damit am deutlichsten verbessert. Zug, Nidwalden und Zürich schneiden mit Werten um 90% am besten ab. Der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss steigt ebenfalls in allen Kantonen. Auffällig ist, dass die Zunahme in der Westschweiz und im Tessin etwas geringer ausfällt als in der Deutschschweiz. Die höchste Verfügbarkeit von Hochqualifizierten findet sich mit 53 % im Kanton Zug, gefolgt von Zürich, Basel-Stadt und Genf mit jeweils 48 %.
Regionale Sicht: Erhebliche Unterschiede innerhalb von Kantonen
Die Betrachtung auf Ebene der Kantone greift insbesondere in grösseren, heterogenen Kantonen, wie etwa Bern, Waadt, Tessin oder Graubünden zu kurz. Deshalb analysieren die Ökonomen der Credit Suisse die Standortqualität zusätzlich auf Gemeindeebene und auf Ebene der 110 Schweizer Wirtschaftsregionen. Wirtschaftliche Ballungszentren wie Zürich, Zug, Basel, Baden und Genf sowie deren Agglomerationen zählen unverändert zu den attraktivsten Regionen für Unternehmen. Dies nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen verkehrstechnischen Erreichbarkeit. Die Regionen im Alpen- und Jurabogen bleiben aus Sicht der Unternehmen weniger attraktiv, was durch ihre Topografie und die Distanzen in die Ballungszentren bedingt ist.
Viele der Veränderungen im regionalen Ranking 2022 gehen auf die kantonalen Änderungen der Steuerbelastung zurück. Die Region Brig erzielt mit 11 Rängen die grösste Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr und liegt nun auf dem 83. Rang. Auch die anderen Walliser Regionen steigen auf, insbesondere Martigny und Monthey/St-Maurice auf die Ränge 93 (+7) bzw. 90 (+6). Zu den Aufsteigern gehören auch die Bündner Regionen Davos (Rang 72, +6) und Prättigau (Rang 77, +5). Im Tessin verbessert sich insbesondere die Region Bellinzona (Rang 73, +8), aber auch die beiden Tessiner Regionen mit der höchsten Standortqualität – Mendrisio und Lugano (Rang 50 bzw. 58) – legen nochmals zu. Dies weil die Erreichbarkeit des Tessins durch die Eröffnung der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) und insbesondere des Ceneri-Basistunnels per Ende 2020 verbessert werden konnte. Das diesjährige vollständige Update der drei Erreichbarkeitsindikatoren, die pro Quadratkilometer berechnet werden, belegt, dass Sotto- und Sopraceneri näher zusammengerückt sind.
Die Studie «Standortqualität 2022: Nidwalden und Schwyz ziehen am Aargau vorbei» finden Sie auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch unter: credit-suisse.com/standortqualitaet
Quelle: Credit Suisse, 4. Juli 2023