Für Fertiger und Dienstleister wird bald nichts mehr sein, wie es einmal war. Davon ist Elmar Thomson überzeugt. Der Senior Manager Presales & Business Development bei SAP-Partner BTC erklärt, was Internet der Dinge und Industrie 4.0 für Entscheider bedeuten.
Herr Thomson, man hat den Eindruck, viele mittelständische Unternehmen schieben ihre digitale Transformation vor sich her. Warum?
Das kommt darauf an, wen man fragt. IT-Leiter sind oft skeptisch, wenn es um die Einführung neuer Plattformen oder die Umstellung auf neue Architekturen geht. Natürlich, das klingt nach Aufwand und die Sorge ist, dass der operative Betrieb leidet. Aber das ist zu kurz gedacht. Die CEOs, mit denen ich spreche, sehen die Sache in der Regel anders. Sie betrachten ihr Unternehmen strategisch und ganzheitlich. Und genau das ist jetzt entscheidend: Ich muss mir jetzt überlegen, was ich mit meinem Geschäft in den nächsten fünf Jahren und darüber hinaus erreichen will. Wer das jetzt nicht tut, wird schnell und unter Umständen uneinholbar abgehängt.
Die Globalisierung verschärft die Lage noch. Wir reden bei der vernetzten Fertigung hier in Deutschland von Industrie 4.0, aber es ist ein globales Thema – nur die Begriffe sind andere. USA, Südkorea, China: Der Wettbewerbsdruck nimmt von allen Seiten zu. Wenn ich seit zwanzig Jahren profitabel wirtschafte, laufe ich leicht Gefahr, diese Entwicklung zu unterschätzen. Schließlich lief es ja immer gut.
Verändert das Internet der Dinge tatsächlich so viel oder haben wir es nicht einfach nur mit einer weiteren neuen Technologie zu tun?
Die Technologien dahinter sind oftmals gar nicht so revolutionär. Aber wie sie die Wertschöpfungskette verändern, schon. Ein Druckerhersteller kann seine Produkte heute so vernetzen, dass sie – über Abonnements – die Ersatztinte automatisch rechtzeitig nachbestellen. Das ist bequem für den Kunden und sichert regelmäßige Einnahmen für das Unternehmen.
Das IoT ist jedoch nur eine mögliche Ausprägung der digitalen Welt. Airbus beispielsweise fertigt diverse Bauteile für seine Fluggeräte heute per 3-D-Drucker selbst – damit wird ein erheblicher Teil der Wertschöpfungskette plötzlich ausgeklammert. Die Zulieferer müssen sich jetzt überlegen, welche Rolle sie im Wertschöpfungsprozess einnehmen können und mit welchen Leistungen sie weiterhin relevant bleiben. Wie gesagt: Das ist eine strategische, unternehmerische Frage. Es bringt eher wenig, bestehende Prozesse durch zu digitalisieren, nur weil die Technik dafür da ist. Entscheidend ist, welche Innovation sich möglichst schnell in bare Münze umsetzen lässt. Wir sehen da vor allem im Kundenservice eine Menge Potenzial.
Wie finde ich denn heraus, welche neuen Geschäftsmodelle und Prozesse mein Unternehmen nach vorne bringen?
Sie sollten auf jeden Fall nicht nur intern darüber nachdenken. Eine externe Sicht auf das eigene Geschäft – aus verschiedenen Blickwinkeln – ist unschätzbar. So kann es helfen, zeitweise einen Chief Digitalization Officer einzusetzen. Besser noch, wenn dieser aus einer ganz anderen Branche kommt. Es lohnt sich aber auch, einen IT-Partner ins Boot zu holen, der bereits Erfahrung mit der digitalen Transformation in Ihrer Industrie hat. So wird schnell klar, welchen Mehrwert die verfügbaren Technologien eröffnen und wie man diesen möglichst schnell ausschöpft.
Quelle: SAP