10 Empfehlungen von Prof. Dr. Norbert Thom
Welcher Unternehmer hätte nicht gerne mehr Betriebssicherheit, höhere Erträge und geringere Kosten? Nichts leichter als das: Fragen Sie Ihre Mitarbeiter. Die besitzen mehr kreatives Potential, als Sie glauben.
Wer es mit dem Ideenmanagement ernst meint, kann von unseren Forschungsergebnissen aus den letzten vier Jahrzehnten profitieren.
Ich verdichte diese Kenntnisse auf 10 Empfehlungen:
- Entwickeln Sie zündende Werbebotschaften, damit alle wissen: Meine Ideen sind willkommen. In den zuletzt genannten privaten Unternehmen ist dies vollständig gegeben.
- Eingereichte Ideen sind schnell und nachvollziehbar zu bearbeiten. Das ist betriebswirtschaftlich und psychologisch geboten.
- Der Weg über die Vorgesetzten ist normal. Wird deren Kompetenz überschritten, ist eine zentrale Stelle zuständig. Wenn Sie die Vermutung haben, dass etliche Vorgesetzte als «Ideenblockierer» wirken, schaffen Sie parallel einen direkten Vorschlagsweg zu einem Ideenmanager.
- Geldliche Anreize müssen angemessen und gerecht sein. Sie sind eine Prämie für echte Sonderleistungen. Am besten lassen sich Prämien aus Einsparungen berechnen (siehe Perlen AG).
- Immaterielle Anerkennungen sind sehr wirksam. Neben Lob und Wertschätzung kann auch eine gezielte Weiterbildung dazugehören. Ebenso wirken Entfaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz motivierend.
- Einzel- und Gruppenvorschläge lassen sich effizient kombinieren. Gruppenvorschläge können durch eine gute Moderation gefördert werden.
- Elektronische Unterstützung mit Datenbanken und Software für Ideenbearbeitung steigert die Effizienz und bildet heute den Standard.
- Ideenmanagement besteht aus einer Holschuld. Warten Sie nicht passiv ab, bis Mitarbeiter die Initiative ergreifen. Der alte Ideenkasten genügt nicht. Die Mitarbeitenden sind direkt anzusprechen.
- Versuchen Sie, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) zu etablieren. Das ist ein „Wir-werden-immer-besser-Programm“. Dass Mitarbeiter Ideen vorbringen, wird zur Selbstverständlichkeit.
- Erarbeiten Sie griffige Erfolgskennziffern (Beteiligungs-, Annahme-, Realisierungsquoten etc.). Ohne ein Effizienzcontrolling geht die Aufmerksamkeit und Unterstützung des Topmanagements verloren.
Fazit
Welche Institution kann es sich angesichts der aktuellen Herausforderungen eigentlich leisten, das Kreativitätspotential ihrer Beschäftigten nicht voll auszuschöpfen?
Wer sich zur Einsicht durchgerungen hat, dieses Managementkonzept zu nutzen, darf es nicht unterschätzen. Es braucht betriebswirtschaftliche, psychologische und arbeitsrechtliche Gedankenarbeit und systematische Implementierung. Wer glaubt, das Ideenmanagement könne man mit einem elektronischen Tool und Unterstützung von einigen nachgeordneten Assistenten betreiben, wird sich nach einiger Zeit wundern, warum keine Ergebnisse wie bei den genannten Exzellenzfällen zustande kommen.
Für mich gibt es eigentlich nur zwei Alternativen: entweder gar kein Ideenmanagement oder ein mit vollem Engagement zum Leben gebrachtes und ständig reanimiertes Konzept. Dieses wird sowohl positive ökonomische Effekte haben als auch zu Motivation und Förderung der Mitarbeitenden beitragen. Das Ideenmanagement stellt den Menschen in den Mittelpunkt und ist wirtschaftlich wirksam.
Quelle: Prof. Dr. Norbert Thom
Emeritierter Professor für Führungs-, Organisations- und Personallehre und von 1991 bis 2012 Direktor des Instituts für Organisation und Personal (IOP) der Universität Bern
http://www.iop.unibe.ch/
Aus: „Schweizer Monat“ Oktober 2015 Politik & Wirtschaft, „Der Mensch als Vorschlagswesen“ von Prof. Dr. Norbert Thom
Lesen Sie den ganzen Artikel hier:
Der Mensch als Vorschlagswesen von Prof. Dr. Norbert Thom
Weitere Literatur von Prof. Thom:
Thom, Norbert
Betriebliches Vorschlagswesen – Ein Instrument der Betriebsführung und des Verbesserungsmanagements.
6., überarbeitete und ergänzte Auflage. 2003. 216 Seiten. (ISBN 3-906761-66-5)
Thom, Norbert / Piening, Anja
Vom Vorschlagswesen zum Ideen- und Verbesserungsmanagement., 2009, XXII + 237 Seiten
(ISBN 978-3-0343-0321-7)