Nichtexistierende Bücher, ein Netzwerk internationaler Kunstbuchmessen und einhundert Laufmeter Fichtenstämme – auch in ihrem neunten Jahr erzählt I Never Read, Art Book Fair Basel parallel zur regulären Messe Geschichten, die im ersten Moment irritieren mögen und poetisch daherkommen und den Besucherinnen und Besuchern auf den zweiten Blick die Brisanz der gegenwärtigen politischen, ökologischen und wirtschaftlichen Realitäten vor Augen führen.
In Form von Mini-Ausstellungen, einem Outdoor-Videoprogramm und öffentlichen Radiobeiträgen werden diese Realitäten vorgeführt und zur Diskussion gestellt.
Inexistent Books
Das auf Einladung von I Never Read, Art Book Fair Basel von Jan Steinbach kuratierte Format Inexistent Books stellt das Unsichtbare in Zeiten der gegenwärtigen Hypervisibilität in Frage und erforscht das utopische Potential des Kunstbuchs.
Dafür haben Künstlerinnen und Künstler für den ephemeren Book Shop Publikationen eingereicht, die sich mit der Nichtexistenz beschäftigen oder sich schlichtweg weigerten, zu existieren. Darunter sind Arbeiten von: Bia Bittencourt, Cassie Thornton, Christiane Blattmann, Claudia De La Torre, Elisabeth Tonnard, Fiona Banner, Florence Jung, H.P. Blavatsky & Sun Ra und vielen anderen.
Habitat – von Fichten und Klimawandel
Unter dem Titel Habitat – von Fichten und Klimawandel adressiert I Never Read, Art Book Fair Basel die Verantwortung des Menschen als wesentlicher Einflussfaktor auf die Umwelt und die entsprechenden Auswirkungen. Anhand der Fichte und von Fichtestämmen wird dieser durchaus ausbeuterische Umgang verschiedentlich sichtbar gemacht. Um das Thema zu vertiefen, findet am 18. September ein Talk statt, der das Thema aus völlig unterschiedlichen Perspektiven behandelt – mit Samuel Scheibler, Forstingenieur, und Isabel Friedli, Kuratorin am Schaulager. Ebenfalls spricht der Bieler Künstler Rudolf Steiner an der Messe eigenen Radiostation über seine Langzeit-recherche, für die er über mehrere Jahre die Veränderung der Umgebung seines Studios mit einer speziellen Aufnahmetechnik einfing: «Ricochet» handelt von utopischen Landschaften mit schroffen Felsen, verlassenen Tunneln und riesigen Industrieanlagen.
Am Messesamstag, 19. September, geben die Austellerinnen und Aussteller mit Lesungen, Talks, Buchpräsentationen und Performances vertieft Einblick in ihr jeweiliges Publikations-Programm: Zum Beispiel von edition clandestin «zu Fuss zur Kunst oder die Kunst der Begegnung» mit Marinka Limat oder einem Book Signing von Brecht Evens zusammen mit dem Cartoonmuseum Basel.
How to do an art book fair now
Mit How to do an art book fair now versammelt I Never Read, Art Book Fair Basel am 20. September Akteurinnen und Akteure aus der ganzen Welt, die ihre Leidenschaft in Kunstbücher stecken. Das sind unter anderem Yue Zhou von ABC art book in china (Shanghai), Pablo Castro und Rodrigo Dueñas von Feria Impresionante (Santiago de Chile), Guendalina Piselli von Fruit Exhibition (Bologna) oder León Muñoz Santini von Gato Nero (Mexico City). Im Rahmen einer öffentlichen Zoom-Konferenz diskutieren sie ausgehend von ihren Erfahrungen rund um die Organisation einer Messe, über kontextuelle Herausforderungen und visionäre Lösungsideen, über die Notwendigkeit von Solidarität und den digitalen Imperativ hin zu einer nachhaltigen Vermittlung von kritischen Ideen in Zeiten von Corona.
Das diesjährige Filmprogramm greift die drei Schwerpunktthemen auf
Denn eine Stärke von bewegtem Bild ist es, Prozesse der Veränderung nachvollziehbar zu machen; seien es soziale Veränderungen, kulturelle Veränderungen oder Veränderungen in der Natur. Die von Anna-Sophie Springer, Fabian Schöneich und Quirin Brunnmeier ausgewählten Videoarbeiten werden auf den LED-Bildschirmen an der Eingangsfassade des Schaulagers präsentiert. Als indirekter Kommentar gelesen, ragen sie in den räumlichen wie gesellschaftlichen Kontext hinaus und empfangen gleichzeitig die Besucherinnen und Besucher im Sinne einer Haltung.
Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Anna McCarthy, Lukas Marxt, Cana Bilir-Meier und Susi Gelb.
Der Katalog ist wie in den Vorjahren Wissensarchiv und Gegenwartsdiagnose zugleich: Diesmal mit Beiträgen von Jan Steinbach (zu Inexistent Books), Samuel Scheibler
(zur Fichte), Isabel Friedli (Buchkunst in der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung) sowie Rudolf Steiner (Fotoessay) u.a.
I Never Read, Art Book Fair Basel ist gratis für alle zugänglich. An ihrem neuen Ort im Schaulager lassen sich alle Massnahmen, die im Kontext von Covid19 zum Schutz der Ausstellerinnen und Aussteller sowie Besucherinnen, Besucher und des Teams erforderlich sind, realisieren.
I Never Read, Art Book Fair Basel at Schaulager
17. bis 20. September 2020
Schaulager, Laurenz-Stiftung, Ruchfeldstrasse 19, 4142 Basel/Münchenstein
Öffnungszeiten:
Donnerstag 15:00 bis 21:00
Freitag 15:00 bis 21:00
Samstag 11:00 bis 17:00
Sonntag 11:00 bis 17:00
In Partnerschaft mit der Laurenz-Stiftung
Hauptsponsor: Ricola
Mit der Unterstützung von:
Christoph Merian Stiftung
Sulger-Stiftung
Swisslos-Fonds Basel-Stadt
Swisslos-Fonds Basel-Landschaft
Frottage: Frassbild des Buchdrucker-Fichtenborkenkäfers
Autorin: Jenni Schmitt, September 2020
Web: ineverread.com