Besprechungen, Klausuren, Meetings, Sitzungen und Konferenzen sind ein wesentlicher Teil des beruflichen Alltags.Vor allem die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette wird dabei bestmöglich koordiniert. Oft erfordert dies einen beträchtlichen Zeitaufwand. Durch straff geführte Besprechungen wird deshalb angestrebt, Meetings effizient abzuwickeln. Besprechungen werden dann produktiv erlebt, wenn die einzelnen Tages- ordnungspunkte rasch abgearbeitet werden.
Für das operative Geschäft mögen solche Besprechungen passend sein, bei Entwicklungsprozessen (Strategieentwicklung, Personalentwicklung, F&E, Innovation, Produktentwicklung, Design, etc.) sind solche Meetings hingegen kontraproduktiv. Damit Menschen in Besprechungen schöp- ferisch werden, benötigen solche Meetings ungewohnte Rahmenbedin- gungen und ungewohnte Einstellungen. Dann wird es möglich, sich in unbekanntes Terrain zu begeben, im gemeinsamen Ringen Widersprüche aufzulösen und Neues zu schaffen.
Die schöpferische Besprechung zu verstehen und die Unterschiede zwischen der schöpferischen und der produktiven Besprechung in der alltäglichen Praxis differenziert zu nutzen, ist Voraussetzung für Innovation und Entwicklung.
Neues entsteht, wenn Ideen, Kenntnisse und Erfahrungen verschiedener Personen in den Entstehungsprozess einfließen. Je konträrer die Ideen, Kenntnisse und Erfahrungen zunächst sind, desto radikaler ist das daraus entstehende Neue, wenn, ja wenn die beteiligten Personen
es schaffen, ihre unterschiedlichen Auffassungen und Sichtweisen zu etwas gemeinsamen Neuen zu verbinden, nicht als Kompromiss, sondern als neue Erkenntnis.
Aus dem Buch Die schöpferische Besprechung von C. Mandl, M. Hauser und H. Mandl, EHP Verlag, 2008
Dr. Christoph Mandl
Geschäftsführender Partner von metalogikon – Gesellschaft zur Entwicklung und Erforschung unternehmerischer und sozialer Innovation, Gründungsmitglied der Society for Organizational Learning Austria, außerordentlicher Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien