Längst öffnen Unternehmen wie Nokia Siemens Networks, Bernina, Vestas oder ENLIGHT (Osram) ihre Innovationsplattformen für externe Ideengeber wie Lieferanten, Geschäftspartner und wissenschaftliche Einrichtungen, um ihr innovatives Potenzial zu steigern. Social Software für Innovationsmanagement, das Zusammenbringen unterschiedlicher Perspektiven, Kommunikation und die richtige Innovationskultur spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Im Gespräch erläutert Dr. Enno Scholz, CEO und Mitgründer der HYPE Softwaretechnik GmbH mit Sitz in Bonn, wie der End-to-End Prozess für Innovationsmanagement von HYPE aussieht und wie HYPE seine Kunden beim Aufbau eines nachhaltigen Innovationsmanagements unterstützt.
Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Kunden?
Scholz: Die wichtigsten Herausforderungen sind die globale Wettbewerbsfähigkeit und der dadurch entstehende Innovationsdruck – hierfür sind neue Ideen, die in die strategische Ausrichtung von Unternehmen bzw. die Produkt- und Geschäftsbereichsentwicklung fließen, unabdingbar. In vielen Unternehmen wird bereits heute eine Vielzahl von Ideen eingereicht. Viele dieser Ideen stimmen jedoch nicht mit den Zielen des Unternehmens oder der einzelnen Unternehmensbereiche überein. Oft werden Ideen doppelt oder mit einem hohen Grad an Übereinstimmung eingereicht, d.h. ähnliche Themenfelder werden nicht synchronisiert oder zusammengefasst, was die Sichtbarkeit der Ideen und die Chance auf eine spätere Umsetzung reduziert. Darüber hinaus reichen Mitarbeiter oft eigene Ideen ein, beschäftigen sich aber nicht mit Ideen anderer Mitarbeiter. Der Input von Kollegen mit Hinweisen auf mögliche Probleme, potentielle Partner und nötige Ressourcen ist jedoch essentiell für den Reifegrad der Ideen und erleichtert später die Bewertung durch Experten.
Wie kann Innovationsmanagement im Maschinen- und Anlagenbau vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen erfolgreich eingesetzt werden?
Scholz: Für diese Unternehmen stehen Produkt- und Geschäftsbereichsentwicklung sowie strategische Ausrichtung im Vordergrund. Hier kann Innovationsmanagement erheblich zur Risikominimierung, Kostenreduzierung, Austausch von Best Practices und Problemidentifizierung beitragen.
Wie unterstützt Social Software Innovationsprofis und Unternehmen in ihrem Innovationsprozess?
Scholz: Social Software wie HYPE führt durch die Erweiterung der vorhandenen Innovationspools zu einer Qualitätssteigerung bei der Ideenfindung. Sie hilft Experten, die über die ganze Welt verteilt sind, Ideen zu entwickeln und umzusetzen – dies spart Zeit und Geld. Außerdem wird die Sichtbarkeit von Ideen erhöht, so dass unterschiedliche Perspektiven von Mitarbeitern dazu beitragen, die vielversprechendsten Ideen zu identifizieren und ggf. zu Konzepten auszuarbeiten. Der gesamte Innovationsprozess – von der Inspiration der Ideengeber bis zur Umsetzung von Innovationsprojekten – kann mit anderen Informationssystemen vernetzt werden. So stellen Sie die Partizipation jedes Mitarbeiters sicher und binden möglichst viele Mitarbeiter in die Ideenfindung ein.
Wie sieht ein klassischer Innovationsprozess bei Ihren Kunden aus?
Scholz: In über 170 Innovationsprogrammen konnten wir einzelne Phasen identifizieren, die sich stets wiederholen und für die Strukturierung des Prozesses wesentlich sind. Am Anfang steht die Identifikation von strategischen Innovationsfeldern zur langfristigen Definition von Innovationszielen. Sie sind Teil der Unternehmensstrategie und eine Domäne des Topmanagements. Es folgen fokussierte Ideenkampagnen mit dem Ziel der Ideenfindung. Im Rahmen der Kampagnen werden Ideen eingereicht, diskutiert, verbessert, bewertet und für die Umsetzung ausgewählt. Weiterentwickelte Ideen gehen anschließend in Konzepten auf. Am Ende stehen Innovationsprojekte, die mit einem definierten Team und Budget umgesetzt werden.
Der HYPE End-to-End Prozess für das Innovationsmanagement, graphisch dargestellt
Warum setzen Sie Kampagnen für die Ideenfindung ein?
Scholz: Kampagnen steigern durch die gezielte Fragestellung die Qualität der eingereichten Ideen und sind durch die Einbettung in die Strategischen Innovationsfelder auf langfristige Innovationsziele ausgerichtet. Kampagnen bieten schnell wertvolle Einblicke, d.h. Kampagnenteilnehmer können Ideen Dritter bearbeiten und verbessern, so dass unterschiedliche Expertisen bestmöglich kombiniert werden. Ideenkampagnen bündeln Einsichten, Wissen und Ideen, fördern Zusammenarbeit zur Ideenverbesserung und Problemlösung, und unterstützen neutrales Ideenselektieren, -filtern, anreichern und –zusammenführen. Außerdem reduzieren Kampagnen Reise- und Meetingkosten, denn die Teilnehmer bestimmen selbst, wann sie sich an der Kampagne beteiligen, unabhängig davon, wo auf der Welt sie sich befinden.
Wie genau läuft eine solche Ideenkampagne ab, wie viele empfehlen Sie und mit welcher Beteiligung ist zu rechnen?
Scholz: Ideenkampagnen haben einen speziellen thematischen Fokus, sind zeitlich begrenzt, ermöglichen eine strukturierte Ideensammlung und werden mit einer jeweils zu definierenden Teilnehmermenge durchgeführt. Nach einer Vorlaufphase, in der die Fragestellung ausgearbeitet wird und Beispielideen zur Orientierung gegeben werden, wird die Kampagne für die Teilnehmer geöffnet. Nach Ablauf der Ideeneinreichung beginnt das zuvor definierte Expertenteam damit, die vielversprechendsten Ideen einer detaillierten Bewertung zu unterziehen und für die Weiterbearbeitung vorzubereiten. Die Qualität der Ideen steht bei den Kampagnen im Vordergrund. Ob hochspezialisierte Fragestellung für eine kleine Expertenrunde oder offene Fragestellung für ein großes Publikum – beide Szenarien können mit Kampagnen erfolgreich umgesetzt werden. Die Kampagnengestaltung variiert von Kunde zu Kunde und hängt u.a. von internen Strukturen, der Zielsetzung und der Unternehmenskultur bzw. -kommunikation ab. Als Faustregel kann man drei bis vier Kampagnen in den ersten drei Monaten ansetzen, dann wird das weitere Vorgehen definiert. Auf der Grundlage unserer Projekterfahrung ist eine Beteiligung von 30-40% der Kampagnenteilnehmer realistisch. Nehmen Sie das Beispiel Nokia Siemens Networks: 67 Kampagnen, über 18.000 Benutzer, über 4.300 Ideen, über 1,7 Mrd USD eingespielter Umsatz.
Was passiert mit Ideen von Mitarbeitern, die keinen Zugang zu Computern haben?
Scholz: Mitarbeiter ohne Zugang zu Computern können ihre Ideen beispielsweise über mobile Endgeräte von unterwegs direkt ins System einspeisen und Skizzen, Bilder etc. anhängen. Einige Unternehmen sammeln aber auch regionsabhängig Ideen in Papierform, um sicherzustellen, dass sich wirklich jeder Mitarbeiter am Innovationsprozess beteiligen kann. Gedruckte Newsletter informieren über den aktuellen Stand.
Wieso spielt die Kommunikation für das Innovationsmanagement eine entscheidende Rolle?
Scholz: Ausschlaggebend für erfolgreiches Innovationsmanagement ist die Kommunikation, und um es zu präzisieren, die Art und Weise und Qualität der Kommunikation: Wenn Sie Ihre Ideengeber ständig auf dem Laufenden halten, Erfolge kommunizieren, Ihren Innovationsansatz überzeugend darlegen und unterschiedliche Innovationskampagnen bewerben, ist die erste Hürde genommen. Ideengeber, die andere vom Nutzen ihrer Mitwirkung – sei es in Form von Ideen oder durch Kommentare zu Ideen – überzeugen sowie Kollegen, die ihre Erfahrungen weitergeben, werden durch ihr Engagement und ihre Mitwirkungsbereitschaft das Übrige zum Gelingen Ihrer Ideenkampagnen beitragen und dabei die Innovation Community kontinuierlich vergrößern.
Wie schätzen Sie das Potenzial von Open Innovation ein und wie wird die Sicherheit der Kreativität dann gewährleistet?
Scholz: Durch die Öffnung des Innovationsprozesses für Dritte können Unternehmen die Anzahl ihrer Ideengeber vergrößern und die Kreativität der Kunden, Partner und Zulieferer nutzen, ohne die Sicherheit ihres geistigen Eigentums auf Spiel zu setzen. Mit dem systematischen Innovationsansatz werden in unserer Software separate, sichere Communities mit offenen Portalen und nicht-öffentlichen Bereichen eingerichtet, um Entscheidungen zu treffen und entsprechende Aktivitäten zu entfalten. Die Lösungen von HYPE ermöglichen es unseren Kunden, Ideenkampagnen mit einzelnen Beteiligten oder mehreren Gruppen durchzuführen und Collaboration bzw. Co-Creation mit einzelnen Gruppen von Ideengebern so abzusichern, dass geistiges Eigentum, Partner Relations etc. geschützt sind. Unser Kunde Nokia Siemens Networks arbeitet seit Jahren erfolgreich und prämiert in diesem Bereich und hat Co-Creation für sich als klaren Wettbewerbsvorteil definiert. Die Einbindung Dritter wird zunehmend wichtiger bei der Ideengenerierung, aktuelle Studien wie das Global Innovation Barometer 2013 vom GE Ideas Lab belegen dies.
Christina Wortmann
HYPE Softwaretechnik GmbH
www.hype.de