Smarte Technologien und Internet der Dinge stellen Schutz der Privatheit vor neue Herausforderungen

Fraunhofer-ISI-DAS-VERSTECKTE-INTERNETBildquelle: ISI – www.forum-privatheit.de

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Das seit Jahrzehnten aktive ISI erforscht die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen.
Folgend meldet das ISI und das Forum Privatheit folgende Resulate auf Basis eines Forschungsprogrammes:

DAS VERSTECKTE INTERNET:  ZU HAUSE – IM AUTO – AM KÖRPER

Beliebte Alltagsgeräte wie Fernseher sind immer häufiger mit dem Internet verbunden oder verfügen über internetbasierte Zusatzdienste. Die dabei entstehenden Daten über das Nutzerverhalten, ihre Weitergabe und Verarbeitung sowie die zunehmende Komplexität „smarter“ Technologien stellen den Schutz der Privatheit und die informationelle Selbstbestimmung vor neue Herausforderungen. Im White Paper „Das versteckte Internet“ skizzieren die Expertinnen und Experten des Forschungsverbunds „Forum Privatheit und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt“ die aus Sicht des Privatheitsschutzes problematischen Aspekte smarter Technologien und zeigen mögliche Gestaltungspotenziale auf. Das White Paper konzentriert sich dabei auf die drei Anwendungsbereiche Smart TV, intelligente Autos sowie neue Endgeräte wie Smart Watches, die direkt am Körper getragen werden.

Vernetzte Smart TVs oder intelligente Armbänder, die über das „Internet der Dinge“ mit anderen Geräten, Dienstleistern und Herstellern verbunden sind, durchdringen zusehends den Alltag vieler Menschen. Die Nutzer schätzen besonders die netzbasierten Dienste und Funktionen dieser „smarten“ Geräte – ihnen ist jedoch häufig nicht bewusst, in welchem Umfang Nutzerdaten erhoben und zu welchen Zwecken sie weitergeleitet werden. Diese Probleme verschärfen sich mit der zunehmenden Komplexität smarter Technologien und es ist für die Nutzer kaum mehr nachvollziehbar, ob und wie sich personenbezogene Daten vor ungewollten Zugriffen und Weitergaben schützen lassen.

Vor dem Hintergrund dieser veränderten Rahmenbedingungen für den Privatheits- und Datenschutz beschreibt der Forschungsverbund „Forum Privatheit“im White Paper „Das versteckte Internet“ die Risiken, die bei der Nutzung von „Smart TVs“, „Smart Cars“ und „Wearables“ entstehen können:
So erheben etwa Smart TVs schon beim gewöhnlichen Fernsehen Nutzungs- und Verhaltensdaten und ermöglichen über Foto-, Audio- und Videoaufnahmen sogar eine persönliche Identifikation. Dadurch lassen sich nicht nur Einzelpersonen, sondern auch große Teile der Bevölkerung überwachen. All dies trifft in ähnlicher Weise auf vernetzte Autos bzw. „Smart Cars“ zu, die fahrzeugbezogene Daten, das Verhalten des Fahrers sowie Umgebungsdaten erfassen und diese an Fahrzeughersteller oder andere Verkehrsteilnehmer weiterleiten können. Neben Informationen über Fahrstil, Aufenthaltsort oder Fahrstrecke ließen sich durch die Verknüpfung mit anderen Daten zudem persönliche Merkmale und Gewohnheiten der Nutzer ableiten. Dies ist auch bei sogenannten „Wearables“ der Fall, also Geräten wie intelligenten Fitnessarmbändern oder Smart Watches, die direkt am Körper getragen werden. Durch die Erhebung von Gesundheitsdaten sind zum Beispiel tiefe Einblicke in die privaten Lebensumstände der Nutzer möglich.

Peter Zoche, der am Fraunhofer ISI die Forschungsaktivitäten des Forum Privatheit koordiniert, nennt an Hersteller, Nutzer und die Politik gerichtet einige zentrale Problembereiche und Gestaltungspotenziale:

„Der Forderung nach informationeller Selbstbestimmung stehen ein intransparenter Datenhandel und versteckt erfolgende Datenerhebungen gegenüber. Hinzu kommt, dass sich die Grundeinstellung smarter Geräte oft nur bedingt verändern lässt. Und wenn Nutzer aktiv werden möchten, um selbst für mehr Datenschutz zu sorgen, sehen sie sich mit einer Informationsflut und komplexen Geschäftsbedingungen konfrontiert.“

Laut Zoche sollten vernetzte Geräte und Anwendungen in Zukunft über datenschutzfreundliche Konfigurationen (Privacy by Default) verfügen und Nutzer durch visuelle oder akustische Hinweise auf mögliche Datentransfers hingewiesen und ihre Informationsbedarfe hierbei berücksichtigt werden.

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Des Weiteren sollten in Zukunft auch Möglichkeiten der politisch-rechtlichen Regulierung dafür sorgen, dass smarte Technologien stärker in Einklang mit den Prinzipien des Datenschutzes stehen. Sanktionsmöglichkeiten könnten genauso wie die Durchsetzung einer EU-weiten Datenschutz-Grundverordnung geeignete Voraussetzungen zur Gewährleistung von Privatheit im digitalen Zeitalter schaffen. Neben staatlichen Institutionen und Initiativen müssen jedoch auch wirtschaftliche Akteure dazu beitragen, dass Datenschutz zu einem Kernelement bei der Einführung neuer smarter Geräte und Anwendungen wird (Privacy by Design). Nicht zuletzt sind auch die Nutzer gefragt, künftig noch bewusster mit ihren persönlichen Daten sowie den damit verbundenen Risiken umzugehen.

Im vom BMBF geförderten Forum Privatheit setzen sich nationale und internationale Experten interdisziplinär und über den Zeitraum von drei Jahren hinweg mit Fragestellungen zum Schutz der Privatheit auseinander. Das Projekt wird vom Fraunhofer ISI koordiniert, Partner sind das Fraunhofer SIT, die Universität Hohenheim, die Universität Kassel, die Eberhard Karls Universität Tübingen, das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Forschungsergebnisse des Forums Privatheit fließen dabei nicht nur in den wissenschaftlichen Diskurs ein, sondern sollen auch Bürgerinnen und Bürger über Fragen des Privatheitsschutzes informieren.

Weitere Informationen:

White Paper zum Thema: „Das versteckte Internet. Zu Hause – Im Auto – Am Körper“

Quelle:
Fraunhofer-Institut für System-und Innovationsforschung (ISI)
Breslauer Straße 48
D-76139 Karlsruhe
www.isi.fraunhofer.de/isi-de/
www.forum-privatheit.de


 

Apple wirbt mit Datenschutz – ein Impuls für neue Technologien zum Schutz der Privatsphäre?

Das Berliner Forum Privacy diskutiert und präsentiert am 7. Oktober 2015 in der Humboldt Universität neue Technologien für Datenschutz und Sicherheit in der digitalen WirtschaftUnter der Überschrift “Apples Engagement für den Schutz Deiner Daten” wirbt CEO Tim Cook persönlich um das Vertrauen seiner Kunden. Dort heißt es, Apple respektiere die Privatsphäre eines jeden Einzelnen und schütze sie durch den Einsatz starker Verschlüsselungstechnik und strengen Datenschutzrichtlinien. Anschließende werden mit zahlreichen Erläuterungen die Nutzer über den Schutz und die Verwendung ihrer Daten informiert.Datenschutz als VerkaufsargumentEntscheidend sind jedoch die Erklärungen zu den Geschäftsinteressen des Konzerns. Apple will nicht die Daten seiner Kunden monetarisieren, sondern Produkte verkaufen, die als wichtiges Produktmerkmal die Privatsphäre der Nutzer schützen. Der Konzern grenzt sich damit eindeutig von Konkurrenten wie Google und Facebook ab, deren Geschäftsmodelle auf einer umfangreichen Sammlung und Auswertung von Nutzerdaten basieren.

Impuls für neue Technologien

Im Hinblick auf digitale Dienste, die ein Plus an Datenschutz versprechen, könnte von Apple ein entscheidender Impuls für neue Technologien ausgehen. Technische Lösungen zum Schutz der Privatsphäre – sogenannte Privacy Enhancing Technologies (PET) – fanden bei der Entwicklung von IT-Systemen bisher zu wenig Beachtung. Der Bedarf nach diesen Lösungen könnte jedoch schlagartig wachsen, wenn digitale Diensteanbieter erkennen, dass sie damit ein wachsendes Kundenbedürfnis erfüllen und sich von Wettbewerbern unterscheiden können.

Datensouveränität als Versprechen

Diese Entwicklung vorausahnend haben sich im Xinnovations e. V. der Berliner IT-Spezialist kreuzwerker und eine Forschungsgruppe am Lehrstuhl von Prof. Johann-Christoph Freytag in einem Kooperationsprojekt zusammengeschlossen, um gemeinsam einen Online-Service für eine sichere und datenschutzkonforme Benutzerverwaltung zu entwickeln. Im Kern geht es darum, den Nutzern mehr Souveränität über ihre Daten zu geben. Gleichzeitig können digitale Diensteanbieter damit die Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorschriften gewährleisten und sich vor Datendiebstahl schützen. Eine Herausforderung wird sein, die richtige Balance zwischen den Interessen der Nutzer und den berechtigten Verwertungsinteressen der Diensteanbieter zu finden.

Erste Lösungskonzepte werden am 7. Oktober 2015 im Forum Privacy vorgestellt:
forum-privacy.xinnovations.org

Hintergrund

Das FuE-Kooperationsprojekt “Sichere und datenschutzkonforme Benutzerverwaltung als Online-Service” wird gefördert im Rahmen des Förderprogramms “Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Forschungspartner sind die kreuzwerker GmbH und Prof. Johann-Christoph Freytag, Lehrstuhl Datenbanken und Informationssysteme am Institut für Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin.

Quelle:
Mitteilung von: Xinnovations e. V.

Privatsphäre ist gefragt: eBlocker übertrifft Crowdfunding-Ziel um mehr als 50 Prozent

Das Hamburger Startup eBlocker hat auf der Crowfundign Plattform Indiegogo über 75.000 Dollar für mehr Privatsphäre im Internet erhalten und die Crowdfunding- Kampagne erfolgreich beendet. Sieben Wochen nach dem Start ist der Zielbetrag von 50.000 Dollar bereits um 50 Prozent…