Pflegefachkräfte entlasten: Innosuisse-Forschungsprojekt der FHNW untersucht Einsatz eines humanoiden Roboters von Jinn-Bot

Das Projektteam am FHNW Campus Brugg-Windisch.

Das praxisorientierte und interdisziplinäre Forschungsprojekt entwickelt eine innovative, werteorientierte Roboter-Anwendung für das Regionale Pflegezentrum Baden (RPB).

Die Pflegebranche steht vor einem erheblichen Fachkräftemangel, mit einer prognostizierten ungedeckten Lücke von fast 40 000 Pflegekräften bis 2040, wie von PWC vorhergesagt. Eine Möglichkeit, diesem Fachkräftemangel und der daraus resultierenden Überlastung des Pflegepersonals zu begegnen, besteht im Einsatz humanoider sozialer Roboter. Roboter, die menschenähnlich aussehen und mit Menschen interagieren, können Freiräume für die Pflegekräfte schaffen, indem sie Entlastung bei nicht-pflegerischen Tätigkeiten ermöglichen. Zudem können sie die Lebensqualität der Pflegebedürftigen erhöhen, indem sie zusätzliche Unterhaltung und Beschäftigung bieten. Markus Simon, Leiter Betreuung am Regionalen Pflegezentrum Baden, sieht eine grosse Chance darin, «mit dem Roboter auf spielerische Weise Mehrwert für die Organisation und ihre Bewohnenden zu schaffen».

Im Mittelpunkt des Innosuisse-Projekts «Werteorientierte Schweizer Roboter: Technische, soziale und organisatorische Einbettung in Pflegeinstitutionen» steht die Umsetzung eines konkreten Anwendungsfalls für einen solchen Roboter im RPB. Dabei soll der Roboter Pflegebedürftige an ihre Therapietermine erinnern und sie dahin begleiten, wobei Prof. Dr. Theresa Schmiedel, Leiterin des Projekts, betont: «nicht irgendwie, wie wir es uns vorstellen, sondern ausgerichtet an den Werten der Beteiligten, nämlich Pflegekräfte, Bewohnende, Angehörige und Institutionsleitung».

Schweizer Robotik-Technologie

Die Technologie stammt aus der Schweiz vom Projektpartner Jinn-Bot Robotics GmbH. «Es ist uns wichtig, genau zu verstehen, wie der Roboter gestaltet sein muss, damit er den Menschen am besten nützt», sagt Bojan Laskovic, CTO von Jinn-Bot. Das Projektteam unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Stamm arbeitet technisch an einer Lösung, die es dem Roboter ermöglicht, sich autonom in komplexen Innenräumen zu bewegen und beispielsweise Personen zu erkennen.

Das Projekt umfasst insgesamt drei Herausforderungen, für die das Projekt einen ganzheitlichen Lösungsansatz für eine nachhaltige und wirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung entwickelt:

  • Technische Herausforderungen: Der Roboter muss sich in komplexen Innenräumen autonom bewegen und diese daher schnell erfassen können. Zudem muss er schweizerdeutsche Dialekte korrekt erkennen und verstehen.
  • Soziale Herausforderungen: Die Gestaltung des Roboters muss werte-orientiert sein, damit sein Aussehen und seine Interaktionen Werte wie Sicherheit und Vertrauen repräsentieren, die für Pflegebedürftige und Pflegekräfte wichtig sind.
  • Organisatorische Herausforderungen: Um den Roboter nachhaltig in die Pflegeinstitution einzubetten, müssen spezifische Prozesse definiert werden, die auf die organisatorischen Umstände zugeschnitten sind.

Das Projekt läuft von Januar 2023 bis Juni 2025. Interessierte können sich jederzeit gerne an die Projektbeteiligten wenden. Über die Ergebnisse im Projekt wird laufend berichtet.

Quelle: FHNW, 14. März 2024

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