Wie sich die Pandemie auf Innovationssysteme auswirkt

Die Corona-Pandemie hat unsere Lebens- und Arbeitswelt auf den Kopf gestellt und in kürzester Zeit zu Veränderungen geführt, die in dieser Geschwindigkeit beispiellos sind. Fast alle Bereiche sind krisenhaft betroffen. Innovationen sind einerseits der Schlüssel aus der Krise, andererseits sind viele Aspekte der Innovationen selbst dieser Krise unterworfen. Wie hat sich die globale Covid-19-Pandemie auf Innovationssysteme ausgewirkt? Diese Frage beantwortet der Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung in seinem neu überarbeiteten Impulspapier »Innovationen und Covid-19: Impulse für die Zukunft der Innovation«.

Im Jahr 2018 hatte der Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung innovationsrelevante Trends identifiziert und daraus 5 Thesen entwickelt. In seinem aktuell erschienenen Impulspapier hat der Verbund diese Thesen auf den Prüfstand gestellt und hinsichtlich der veränderten Rahmenbedingungen durch die Pandemie überarbeitet. Wie hat die Covid-19-Pandemie die damals prognostizierten Entwicklungen beeinflusst? Und welche Chancen und Risiken birgt die Pandemie für Innovationssysteme? Antworten auf diese Fragen geben Experten von 6 Fraunhofer-Instituten (IAO, ISI, IMW, INT, IRB, IIS) mit ihrer geballten Innovationsexpertise in dem Impulspapier und stellen sie auf 14 Seiten zusammengefasst dar. Dabei beleuchten sie die Leitbilder von Innovationssystemen, digitale Geschäftsmodelle, die Einführung digitaler Innovationsprozesse, den Trend in Richtung Open Science sowie die Bedeutung von Datensicherheit und -souveränität.

Um den Wandel von Innovationssystemen zu verstehen, gilt es, die wichtigsten Einflussfaktoren zu kennen und zukünftige Entwicklungstrends einschätzen zu können. Auf dieser Basis lassen sich eigene Innovationssysteme reflektieren und entsprechend ausrichten, um strategisch und wettbewerbsorientiert für die Zukunft aufgestellt zu sein. Diese Hilfestellung gibt das Impulspapier. »Auf dem Weg vom Erfinderland zur Innovationsnation soll das Update des Impulspapiers als inspirierendes Planungswerkzeug dienen«, so Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Vorsitzender des Fraunhofer-Verbundes Innovationsforschung und Institutsleiter des Fraunhofer IAO.

»Wir geben Orientierung, liefern Positionsbestimmung und unterstützen Zukunftsgestaltung im Innovationssystem für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Das ist die Mission, die die 6 Forschungseinrichtungen des Fraunhofer-Verbundes-Innovationsforschung vereint«,

führt Prof. Dr. Jakob Edler, stellvertretender Vorsitzender des Verbundes und Institutsleiter des Fraunhofer ISI weiter aus.

Die digitale Transformation eröffnet neue Perspektiven für den Innovationsprozess. Die treibende Kraft der digitalen Technologien wird zu einer zunehmenden intelligenten Vernetzung von Personen und Objekten führen.

Die mit der digitalen Transformation und einer steigenden Konvergenz von Disziplinen und Branchen einhergehende, kontinuierlich wachsende Komplexität von Innovationssystemen ist seit Jahrzehnten ein beständiger Begleiter im Umgang mit Innovationen. Die Covid-19-Pandemie hat diese Komplexität um neue Aspekte erweitert.

Die zunehmende Breite der Akteursbasis im Innovationsprozess resultiert sowohl aus der wachsenden Komplexität als auch aus dem Trend hin zur Entwicklung ganzheitlicher Lösungen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Nutzung von Open-Innovation-Ansätzen und Plattform-Modellen werden daher in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.

Die immer häufigere Nutzung von Open-Science-Ansätzen kombiniert mit der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung aller Lebensbereiche führt zu einer immer höheren Verfügbarkeit von Wissen. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf diese Entwicklung sind kaum eindeutig zu beurteilen.

Im Rahmen der zunehmenden Nutzerzentrierung in Innovationssystemen entwickeln sich Innovationen immer stärker in Richtung ganzheitlicher und systemischer Lösungen, in denen Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle kombiniert entwickelt werden.

5 Thesen von 6 Fraunhofer-Instituten

Update der Thesen zur Innovation im Jahr 2030 unter dem Eindruck der Covid-19-Pandemie

These 1: Innovation jenseits von FuE-Abteilungen

These 2: Integrierte Lösungen und Wertschöpfungssysteme

These 3: Durchgängig digitalisierte Innovationsprozesse

These 4: Disziplinübergreifende Anwendung von Wissen

These 5: Europäisches digitales Ökosystem

Definitionen:

Innovationen umfassen sowohl technische als auch organisatorische sowie soziale Innovationen. Eine Innovation wird als erfolgreich umgesetzte Idee verstanden. Die Umsetzung einer Idee kann in Form neuer Technologien, Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder integrierter Lösungen in Umsetzungsfeldern wie Märkten, Organisationen oder in der Gesellschaft erfolgen.
Innovationssysteme werden als Kombination aller Akteure und Faktoren verstanden, die Innovationen entlang ihres Lebenszyklus beeinflussen.

Abbildungen:
Cortesy of Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung
Quelle:
Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen, 26. Mai 2021