Sauberer Wasserstoff: Effiziente Transportlösungen entscheiden über den wirtschaftlichen Erfolg

Bis 2050 wird der Wasserstoffbedarf in Europa auf über 45 Millionen Tonnen steigen und kostengünstiger Transport von sauberem Wasserstoff wird ein entscheidender Faktor für diese Energiequelle sein. Bis 2050 werden 40 Prozent des europäischen Wasserstoffbedarfs aus Importen stammen.

Sauberer Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft und als Schlüsselelement der Energiewende. Ein wesentlicher Faktor wurde jedoch bisher vernachlässigt: der Transport von sauberem Wasserstoff von den teils entlegenen Produktionsstätten zu den Orten in den Industrieagglomerationen, wo er verbraucht wird. In der Studie „Wasserstofftransport: Der Schlüssel zur Erschliessung der sauberen Wasserstoffwirtschaft“ analysiert Roland Berger das Potenzial verschiedener Transportlösungen, die massgeblich zum Erfolg dieser Energiequelle beitragen.

„Die Investitionen in sauberen Wasserstoff nehmen zu, konzentrieren sich aber bisher auf die Produktion und Endverbraucheranwendungen“, sagt Uwe Weichenhain, Partner bei Roland Berger.

„Um jedoch sicherzustellen, dass sauberer Wasserstoff wirtschaftlich wettbewerbsfähig wird und breite Anwendung findet, bedarf es dringend neuer, effizienter Transportlösungen. Denn der Transport macht noch immer einen erheblichen Anteil an den Gesamtkosten aus.“

Wasserstoffnachfrage, Importe und innereuropäischer Transport steigen

Wasserstoff kann als erneuerbarer Energieträger oder Rohstoff in allen Sektoren mit hohen CO2-Emissionen eingesetzt werden, auch in Branchen, in denen eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist. Roland Berger erwartet, dass sich die Gesamtnachfrage nach Wasserstoff in Europa bis 2050 von derzeit knapp 10 Millionen Tonnen auf über 45 Millionen Tonnen mehr als vervierfachen wird. Die Wasserstoffimporte und der innereuropäische Transport werden deutlich zunehmen. Derzeit wird der Bedarf in Europa fast vollständig durch lokal erzeugten Wasserstoff gedeckt. Bis 2050 hingegen werden 40 Prozent der Menge importiert, 33 Prozent innerhalb des Kontinents transportiert und nur 27 Prozent direkt am Verwendungsort produziert.

Transportierter sauberer Wasserstoff wird wettbewerbsfähig

Die Studie untersucht drei Trägertechnologien – Ammoniak (NH3), flüssiger Wasserstoff (LH2) und flüssige organische Wasserstoffträger (LOHC) – und ihre praktischen Vor- und Nachteile. Um die Transportkosten der verschiedenen Transportunternehmen zu vergleichen, werden vier typische Transportszenarien für Wasserstoff skizziert, die von grossen Hafen-zu-Hafen-Transporten vom Nahen Osten nach Europa am einen Ende der Skala bis hin zu kleinen LKW-Transporten von bis zu auf 200 km auf der anderen.

Das Modell stellt fest, dass bis 2025 keiner der drei Wasserstoff-Carrier über alle Transportszenarien hinweg klare Kostenvorteile aufweist. Das muss für jeden einzelnen Antrag entschieden werden. Bis 2035 rechnen Experten von Roland Berger jedoch mit deutlichen Kosteneinsparungen bei allen drei Technologien. Beispielsweise sinken die Kosten für den Transport von LH2 von Hafen zu Hafen mit einer Entfernung von 12.000 km und einem typischen Volumen für einen Grosskunden wie einen Stahlproduzenten von 2,8 € pro Kilogramm H2 im Jahr 2025 auf 1,7 € pro Kilogramm H2 im Jahr 2035.

„Die Ergebnisse unseres Vergleichs weisen auf die zukünftige wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Wasserstofftransports hin“, sagt Weichenhain. „Nach der im Jahr 2020 angekündigten Wasserstoffstrategie der Europäischen Union ist es das Ziel, ab 2025 mit der Schaffung eines vollständigen Wasserstoff-Ökosystems zu beginnen. Wenn dies wie geplant umgesetzt wird, werden die transportierten Mengen an sauberem Wasserstoff weiter deutlich zunehmen. Wir erwarten ab Mitte des Jahrzehnts Transportmengen von mehr als einer Million Tonnen, die zunächst auf innereuropäischen Transporten, dann zunehmend auf Nicht-EU-Importen basieren. Ab 2030 wird transportierter sauberer Wasserstoff ein Preisniveau erreichen, das ausreichend wettbewerbsfähig ist, um Industriekunden eine gross angelegte Dekarbonisierung zu ermöglichen, indem die lokale Produktion durch transportierten sauberen Wasserstoff ersetzt wird“, erklärt er.

Der Transport von sauberem Wasserstoff eröffnet Energie-, Verkehrs- und Gewerbeunternehmen ein attraktives Geschäftsfeld. Wer schnell handelt und frühzeitig Erfahrungen sammelt, kann sich durch das Setzen von Standards und Kostensenkungen einen Vorsprung am Markt sichern.

Quelle: Roland Berger
https://www.rolandberger.com/