Gemeinnützige Stiftungen bereichern die Vielfalt unserer Gesellschaft – Basler Stiftungstag 2018

13’129 gemeinnützige Stiftungen mit fast 100 Milliarden Franken Stiftungskapital tragen in vielfältigen Bereichen dazu bei, dass unsere Gesellschaft funktioniert und sich weiterentwickeln kann. Dies gilt gleichermassen für die klassische Förderung von Kultur-, Wissenschafts- und Sozialprojekten als auch für neuste technologischen Entwicklungen wie Blockchain. 2017 wurden in der Schweiz 364 neue Stiftungen gegründet. Die Stiftungsdichte hierzulande gehört nach wie vor zur europäischen Spitze. Davon profitieren insbesondere die Menschen in der Schweiz. Rund 70% aller gemeinnützigen Stiftungen sind regional verankert und unterstützen gemeinnützige Initiativen und Vorhaben vor Ort. Der Sektor wächst aber nicht nur, sondern wird auch zunehmend professioneller.

Zahlen & Fakten I –  Grosse Dynamik im Sektor

2017 ist die Anzahl gemeinnütziger Stiftungen in der Schweiz weiter gewachsen. Im Schnitt wurde eine Stiftung pro Tag errichtet. Das grösste Wachstum verzeichnet mit 57 neuen Stiftungen der Kanton Zürich, gefolgt von Genf (55) und Zug (47). Die meisten Neugründungen in Zug sind mit der Blockchain-Technologie verbunden. Für die Umsetzung dieser Technologie ist die Rechtsform Stiftung nicht unerheblich, bietet sie doch ein geschütztes und stabiles Gefäss für das der Blockchain zugrundeliegende Protokoll. Wie hoch die Dynamik im Schweizer Stiftungswesen ist, belegt der Umstand, dass die Hälfte aller gemeinnützigen Stiftungen in den letzten 20 Jahren entstanden ist und die Stiftungsdichte mit 15,6 Stiftungen auf 10’000 Einwohner einen internationalen Spitzenplatz darstellt. Parallel zu dieser Entwicklung haben die Liquidationen zugenommen. Die 187 aufgelösten Stiftungen im vergangenen Jahr sind der zweithöchste Wert nach den 206 Liquidationen im 2014. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation im Kanton Aargau, der mit vier Neugründungen und vierzehn Liquidationen ein Minuswachstum sowie die niedrigste Stiftungsdichte in der Schweiz aufweist. Viele, insbesondere kleinere Stiftungen, leiden nach wie vor am Niedrigzinsumfeld oder konnten ihre Tätigkeit aus anderen Gründen nicht mehr fortführen.

Zahlen & Fakten II – Stiftungsvermögen auf fast 100 Milliarden Franken angewachsen

Seit der letzten Erhebung 2012 ist das Stiftungsvermögen um knapp 30% auf fast 100 Milliarden Schweizer Franken angestiegen. Das grösste Vermögen mit 40 Milliarden Franken, aufgeteilt auf 4362 Stiftungen, beaufsichtigt die Eidgenössische Stiftungsaufsicht, gefolgt von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land, deren Stiftungen ein Gesamtvermögen von knapp 17 Milliarden Franken aufweisen. Die durchschnittliche Bilanzsumme einer gemeinnützigen Schweizer Stiftung beläuft sich auf 8,2 Millionen Franken, wobei letztjährige regionale Erhebungen gezeigt haben, dass rund 80% aller Stiftungen über weniger als fünf Millionen Franken Vermögen verfügen. Aber auch kleinere Stiftungen können eine grosse Wirkung erzielen. „Kleinere Stiftungen sind zentrale Förderer des sozialen Kitts, der unsere Gesellschaft fit macht. Sie sind häufig lokal verankert und unterstützen Projekte und Vorhaben nicht nur mit Geld, sondern auch mit anderweitigen Ressourcen wie Know-how und Netzwerken“, betont Beate Eckhardt, Geschäftsführerin von SwissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen und Mitherausgeber des Schweizer Stiftungsreports.

Rechtliche Entwicklungen

Politisch und stiftungsrechtlich war das vergangene Jahr vor allem von der Frage nach der Beschwerdeberechtigung sowie den Entwicklungen rund um die parlamentarische Initiative Luginbühl zur Stärkung des Schweizer Stiftungsplatzes geprägt. Die Rechtskommission des Ständerates hat wider Erwarten den Auftrag erhalten, diese umzusetzen und wird sich nun unter anderem mit der Frage eines Gemeinnützigkeitsregisters beschäftigen müssen. Mit welchen Hürden der Gesetzgeber bei solch breit angelegten Registern zu kämpfen hat, zeigt ein Blick nach Deutschland, wo die Einführung eines Transparenzregisters alles andere als geglückt ist. Ein Thema, das die obersten Gerichte in der Schweiz vermehrt beschäftigen wird, ist die Frage, wer im Fall von gemeinnützigen Stiftungen beschwerdeberechtigt ist. Sind dies beispielsweise nur amtierende oder auch ehemalige Stiftungsräte? In den meisten dieser Fälle sind auch die Stiftungsaufsichten involviert.

Dass die aufsichtsrechtliche Aufgabe immer komplexer wird, die Unzufriedenheit seitens der Stiftungen aber auch zunimmt, erläutert der Beitrag „Patient Stiftungsaufsicht – eine Kurzdiagnose“ im Schweizer Stiftungsreport 2018. Prof. Dominique Jakob, Leiter des Zentrums für Stiftungsrecht der Universität Zürich, hält darin fest: „Stiftungen sollte im Grundsatz Vertrauen entgegengebracht werden. Vor allem sollten sich die Behörden auf ihren zentralen Auftrag besinnen: Er lautet Schutz der Stiftungen, nicht Schutz vor Stiftungen.“

Themen & Trends – Aktuelle Stiftungsmodelle

Modelle wie Dachstiftungen bieten insbesondere kleineren Vermögen eine attraktive Alternative zur eigenen Stiftungsgründung. Sie ermöglichen Stiftungsinteressierten, stiftend tätig zu werden ohne selbst eine rechtsfähige Stiftung gründen zu müssen. In jüngster Zeit nimmt die Idee deutlich an Fahrt auf. Allein seit 2015 sind in der Schweiz sieben Stiftungen entstanden, die entweder von Anfang an als Dachstiftung konzipiert wurden oder in den Statuten diese Möglichkeit explizit offenlassen. Dazu zählen etwa die Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee oder die vom Kanton Graubünden errichtete Gemeinnützige Dachstiftung Graubünden, die interessierten Personen ein Gefäss für gemeinnützige Förderanliegen im Kanton Graubünden bietet.

Spezialfokus – Zehn Jahre Philanthropie-Forschung

Mit dem Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel, das 2008 von SwissFoundations lanciert wurde, und dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich feiern 2018 gleich zwei universitäre Forschungszentren für Stiftungswesen und Philanthropie in der Schweiz ihr zehnjähriges Jubiläum. Als die beiden Institute 2008 gegründet wurden, gab es europaweit gerade deren vier. Heute ist die Zahl auf über zwanzig angewachsen. Für den Leiter des CEPS, Prof. Georg von Schnurbein, steht insbesondere ein interdisziplinärer Forschungsansatz im Fokus: „Unter Philanthropie verstehen wir jede private freiwillige Handlung für einen gemeinnützigen Zweck. Dazu zählen nicht nur Stiftungen und Grossspender, sondern auch die Freiwilligenarbeit, Sachleistungen oder Wissen, das beispielsweise über Wikipedia kostenlos zur Verfügung gestellt wird.“ Wie wichtig Forschung und Wissenschaft für die Professionalisierung im Stiftungssektor sind, zeigen die häufig ausgebuchten Weiterbildungsveranstaltungen und Tagungen der beiden Institute. Neben Basel und Zürich entstehen zurzeit weitere Philanthropie-Zentren an der Universität St. Gallen, der Universität Genf und dem IMD in Lausanne.

Auskunft

Prof. Dr. Georg von Schnurbein, Direktor Center for Philanthropy Studies (CEPS) an der Universität Basel.

Schweizer Stiftungsreport

Der Schweizer Stiftungsreport wird jährlich vom Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel, von SwissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, und dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich herausgegeben. Er enthält aktuelle Zahlen, Fakten und Trends aus dem In- und Ausland und soll zu einer besseren Wissensgrundlage im Stiftungswesen beitragen.

Quelle: CEPS, Basel // 22. Mai 2018
https://ceps.unibas.ch/

Basler Stiftungstag 2018

Datum: Di, 28. August 2018
Zeit: 10.00 – 18.00 Uhr

Preis: 180,00 CHF
Ort: Musik-Akademie Basel, Leonhardsstrasse 6, 4051 Basel

Programm und Anmeldung hier:
http://www.stiftungsstadt-basel.ch/basler-stiftungstag-2018/anmelden