Europäische Start-up-Szene verzeichnet stärkstes Halbjahr ihrer Geschichte

Im Städteranking mit Bezug auf die Investitionsvolumina liegt London unangefochten vorne – Basel neu auf Platz 8 in den Top Ten.
Bei der Anzahl Deals rangiert London klar vor Paris und Berlin, Zürich liegt auf Rang fünf.

Europäische Jungunternehmen haben im ersten Halbjahr so viel Geld erhalten wie nie zuvor: Der Gesamtwert der Start-up- Finanzierungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro. Die Zahl der Finanzierungsrunden legte hingegen nur um 10 Prozent auf 2.301 zu.
Trotz des bevorstehenden Brexits konnte Grossbritannien seine Spitzenposition innerhalb der europäischen Start-up-Szene behaupten und sogar ausbauen: An britische Start-ups flossen insgesamt 6,7 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum (plus 112 Prozent). Französische Start-ups erhielten 2,8 Milliarden Euro, 43 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Die Schweiz belegt beim Investitionsvolumen den fünften Rang – hier stiegen die Start-up-Investitionen um 46 Prozent auf fast 600 Millionen Euro.

Image: Courtesy of EY / Oct 21, 2019

Im europäischen Städteranking liegt London mit 5,7 Milliarden Euro – mehr als im gesamten Vorjahr – auf dem ersten Platz. Mit grossem Abstand folgen die Verfolger Paris (2,2 Milliarden Euro) und Berlin (2,0 Milliarden Euro). Auch bei der Zahl der Transaktionen zieht die französische Hauptstadt an Berlin vorbei: Insgesamt 230 Start-up-Investitionen wurden im Grossraum Paris in der ersten Jahreshälfte gezählt, in Berlin waren es 129. London liegt mit 323 Finanzierungen auch in diesem Vergleich weiterhin vorne.

Image: Courtesy of EY / Oct 21, 2019

Auf Rängen acht und sechzehn im Ranking nach Investitionssumme liegen Basel und Zürich mit 203 Millionen bzw. 117 Millionen Euro. Daneben kann sich mit Lausanne noch eine dritte Schweizer Stadt unter den europäischen Top-20 platzieren (97 Millionen Euro).
Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in europäische Start-ups. Als Start-ups werden dabei Unternehmen gewertet, die nicht älter als 10 Jahre sind.

«Der Finanzierungs-Boom für Jungunternehmen hält an», beobachtet Roger Krapf, Partner und Leiter der Start-up Initiative in der Schweiz. «Immer mehr Start-ups erhalten frisches Kapital, und auch die investierten Summen klettern auf Rekordniveau. Gerade sehr grosse Deals boomen: Europaweit hat sich die Zahl der Transaktionen, bei denen 100 Millionen Euro und mehr geflossen sind, von zwölf auf 26 mehr als verdoppelt.»

«Das europäische Start-up-Ökosystem ist im ersten Halbjahr noch stärker geworden», ergänzt Roger Krapf. «Die Dynamik ist beeindruckend und erreicht zunehmend auch kleinere Märkte, allen voran die Schweiz mit einem Anstieg von 25 Prozent. So stieg die Zahl der Finanzierungsrunden beispielsweise in Schweden um 19 Prozent und in Ungarn um 22 Prozent.»

Besonders auffallend sei der anhaltende Aufwärtstrend in Frankreich.
Neben der dynamischen Entwicklung in Frankreich sei vor allem der enorme Vorsprung Londons bemerkenswert, fügt Krapf hinzu: «Jeder dritte Euro an Risikokapital, der im ersten Halbjahr in Europa investiert wurde, floss an ein Londoner Start-up. Das Brexit-Chaos scheint der starken Entwicklung der Londoner Start-up-Szene kaum etwas anhaben zu können. Insgesamt 16 Finanzierungsrunden oberhalb der 50 Millionen Euro Marke wurden in der britischen Hauptstadt allein im ersten Halbjahr gezählt – Berlin und Paris kommen jeweils auf 9 Transaktionen in dieser Grössenordnung.»
Die grösste Finanzierung des Jahres im bisherigen Jahresverlauf ging an ein britisches Unternehmen: Das Start-Up OneWeb erhielt 1,1 Milliarden Euro. Die zweitgrösste Transaktion war die 885-Millionen-Euro Finanzierung für den schwedische Batteriehersteller Northvolt, an der sich unter anderen Volkswagen und BMW beteiligten. Der grösste Deal in der Schweiz ging an Arvelle Therapeutics, welche eine Finanzspritze von 169 Millionen Schweizer Franken bekam.

Image: Courtesy of EY
Source: Beratungsgesellschaft EY, Ernst & Young, 21. Oktober 2019
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